Schloss Neuschwanstein in Schwangau
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Allgäu GmbH, Nikolas Seymour

UNESCO-Weltkulturerbe im Allgäu

Das Kulturerbe der UNESCO ist von großer Bedeutung für die Menschheit und bedarf deshalb besonderem Schutz. Im Allgäu gehören das Schloss Neuschwanstein sowie mehrere immaterielle Kulturformen dazu – von Handwerk über Kulinarik bis hin zu traditionellen Festen und Brauchtum.

    Schloss Neuschwanstein

    Seit 2025 gehört Schloss Neuschwanstein – das Märchenschloss schlechthin – zum Weltkulturerbe. Sowohl von innen als auch von außen ist Neuschwanstein ein beeindruckender Anblick. König Ludwig II. von Bayern ließ es Ende des 19. Jahrhunderts vor der Kulisse der Allgäuer und Ammergauer Alpen erbauen.

    Das Schloss ist inspiriert vom Mittelalter und der Romantik. Es bedient sich verschiedener Stile vergangener Epochen, vor allem der Romanik. Aber auch Elemente der Gotik, des Barock, des Rokoko sind zu finden. Der König war selbst stark in den Planungs- und Bauprozess involviert. Alles sollte bis ins kleinste Detail nach seinen genauen Vorstellungen entstehen. Er ließ sogar einen ganz eigenen Blauton dafür entwickeln.

    Während die meisten sichtbaren Elemente vergangene Zeiten oder ferne Orte heraufbeschwören sollen, wurde im Hintergrund mit der modernsten verfügbaren Technik der damaligen Zeit gearbeitet. So stützen zum Beispiel mächtige Eisenträger die Decke des Thronsaals.

    Viele der Räume sind Szenen aus den Opern von Richard Wagner gewidmet. In einem Brief an den Komponisten offenbarte Ludwig II., dass er sich wünschte, ihn dort eines Tages als Gast empfangen zu können. Sogar eine künstliche Tropfsteinhöhle ließ der König in den dritten Stock bauen. Seine Fantasie machte das Schloss zu einem einzigartigen Bauwerk, in dem du nicht nur ein architektonisches und künstlerisches Meisterwerk bestaunen kannst, sondern auch einen Einblick in die Geisteswelt von Ludwig II. erhältst.

    Immaterielles Kulturerbe

    Beim Immateriellen Kulturerbe der UNESCO geht es um lebendige Traditionen und Bräuche, um all das, was wir im Allgäu von Generation zu Generation weitergeben: von Handwerkskünsten, die bis in unsere moderne Zeit fortbestehen, über Musik bis hin zu Bräuchen, die Dorfgemeinschaften und darüber hinaus zusammenhalten. Das Ziel der UNESCO ist es, dieses Wissen und Können ebenfalls zu schützen und zu fördern, damit es nicht verloren geht. So wird die Vielfalt der Weltkulturen bewahrt und sichtbar gemacht.

    Kühe grasen auf dem Gailenberg oberhalb von Bad Hindelang, im Hintergrund die Berge
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    Allgäu GmbH, Günter Standl

    Alpwirtschaft Bad Hindelang

    Bad Hindelang ist die alpflächenreichste Kommune Deutschlands: Auf den Bergen und in den Tälern rund um den Ort finden sich 45 anerkannte und staatlich geförderte Alpen mit insgesamt 8.000 Hektar Alpfläche. In Bad Hindelang stehen 80 Prozent der Gemeindefläche unter Landschafts- und Naturschutz. Mehrere Alpgebäude sind denkmalgeschützt.

    Hier wird die Alpwirtschaft im Einklang mit Naturschutz und Nachhaltigkeit betrieben. Die Beweidung der Bergwiesen verhindert, dass die Flächen zuwachsen. Das fördert die Artenvielfalt, denn so haben allerlei Alpenpflanzen Platz zum Wachsen und Insekten einen Lebensraum.

    Die Produkte werden regional und direkt vertrieben. Gleichzeitig ist die Kulturlandschaft mit den Alphütten ein zentraler Faktor für den sanften Tourismus in der Gemeinde. Ausflügler und Urlauber kommen zum Wandern, kehren auf den Alpen ein und genießen die regionalen Produkte.

    Es gibt drei Arten von Alpen, die aber nicht immer ganz klar voneinander abzutrennen sind: Auf den Galtalpen weidet im Sommer das Jungvieh, auf den Kuhalpen wird gemolken und die Milch von Molkereien abgeholt. Auf den Sennalpen wird die frische Milch direkt vor Ort zu Käse und Butter verarbeitet.

    Die Alpwirtschaft und das Wissen darum haben in Bad Hindelang Tradition. Auch wenn heute selbst in den hohen alpinen Lagen einige moderne Hilfsmittel zum Einsatz kommen, ist ein Teil der Alpwirtschaft weiterhin ursprünglich und einfach sowie geprägt von den fordernden Bedingungen hoch oben in den Bergen.

    Frau hält ihren Unterarm in ein Wasserbecken in einem Garten
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    Allgäu GmbH, Marc Oeder

    Kneippen als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps

    Sebastian Kneipp, der heute weit über die Grenzen Deutschlands hinaus für seine Gesundheitslehre bekannt ist, wurde in Ottobeuren im Allgäu geboren. Seine Therapien entwickelte er zwischen 1841 und 1897 vor allem in Bad Wörishofen, wo auch der erste Kneipp-Verein gegründet wurde. 

    Sein Naturheilverfahren basiert auf fünf Säulen: Wasser, Ernährung, Bewegung, Heilpflanzen und einer ausgeglichenen Lebensführung. Die Methode ist weiterhin weit verbreitet; sie wird von vielen Menschen privat oder professionell praktiziert. Das Kneippen ist eine lebendige Tradition und wird sowohl spezialisiert als auch weiterentwickelt. So bieten beispielsweise Bad Wörishofen und Füssen Kneipp-basierte Schlafkuren an.

    Für das Element der Bewegung bietet das Allgäu mehrere thematische Spaziergänge, Wanderwege und auch Radtouren zum Thema Kneipp an. Zahlreiche Touren führen außerdem an Kneippbecken in der Natur vorbei.

    Zu den Kneipp-Heilbädern und -Kurorten im Allgäu gehören Ottobeuren, Bad Grönenbach, Scheidegg, Bad Hindelang, Oberstdorf, Füssen und natürlich auch Bad Wörishofen.

     

    Bäckerin holt ein frisch gebackenes Brot aus einem traditionellen Ofen
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    Allgäu GmbH, Christian Vogel

    Handwerk

    Das Handwerk hat im Allgäu eine jahrhundertealte Tradition. Zum Immateriellen Kulturerbe gehören 

    • das Töpfer- und Keramikerhandwerk
    • die manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas
    • das Gold- und Silberschmiedehandwerk
    • das Drexler-Handwerk
    • das handwerkliche Bierbrauen
    • die deutsche Brotkultur

    All diese Gewerke kannst du im Allgäu erleben, ihre Produkte probieren oder als Souvenir mit nach Hause nehmen. Im historischen Glasmacherdorf Schmidsfelden kannst du hautnah beim Glasblasen dabeisein. In Kaufbeuren befindet sich die einzige Berufsschule für Schmuck-, Schmiede- und Glaskunst in ganz Deutschland. Verhältnismäßig viele Gold- und Silberschmieden gibt es deshalb in der dortigen Innenstadt. Unter den über 30 Brauereien im Allgäu sind mehrere Familienbetriebe und Kleinstbrauereien. Die „Allgäuer Bäcker“ stehen für Familienrezepte, traditionelle Backweisen und hochwertige, regionale Zutaten.

    Der Musikverein in Hüttenberg marschiert spielend zum Dorfplatz.
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    Allgäu GmbH, Dominik Berchtold

    Kultur und Brauchtum

    Ebenso verwurzelt wie das Handwerk sind im Allgäu die regionale Kultur und das Brauchtum. Zum Immateriellen Kulturerbe gehören

    • die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht: Zur „Fasnet“ sind im Westallgäu die Narren los. Fantasievoll verkleidet mit den typischen kunstvollen Masken begehen sie allerlei uralte Bräuche und närrische Zeremonien.
    • das Mundarttheater: Amateurtheater und Laiengruppen führen ihre Stücke im Allgäu oft in Mundart auf. Dabei unterscheidet sich der Dialekt zwischen Unter- und Ober- sowie Ost- und Westallgäu erheblich.
    • das Sternsingen: Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, verkleiden sich Kinder und Jugendliche als die Heiligen Drei Könige. Sie ziehen von Haus zu Haus, singen Lieder und bringen den Segen für das neue Jahr.
    • das Instrumentale Laien- und Amateurmusizieren: So gut wie jedes Dorf im Allgäu hat seinen eigenen Musikverein. Der Allgäuer Volksmusik kannst du auf Konzerten und Festen lauschen.
    • das Schützenwesen: Ebenso haben zahlreiche Dörfer im Allgäu einen Schützenverein. Mehr dazu erfährst du im Haus zur Schützenkultur, das zum Bauernhofmuseum Illerbeuren gehört.
    • der Streuobstanbau: Seit Jahrhunderten prägen Streuobstwiesen im Westallgäu und am Bodensee das Landschaftsbild. Ihre Artenvielfalt und ihre Schönheit kannst du zum Beispiel auf dem Streuobstwanderweg Scheidegg entdecken.

    Bayerisches Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes

    Der Fischertag in Memmingen und das Tänzelfest in Kaufbeuren gehören zwar nicht zum Kulturerbe der UNESCO, stehen aber im Bayerischen Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. 

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    Allgäu GmbH, Jonathan Besler

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