Kraftorte. Die Alte Eibe von Balderschwang

Im Allgäu machen wir besondere Erfahrungen – erleben die Kraft der Ruhe, die Herzlichkeit der Menschen, die Schönheit der Natur und das Glück tiefen Schlafs. Im Konzept der Achtsamkeit Allgäu werden diese Erfahrungen gebündelt. Und wir machen uns auf, darüber zu berichten. Die Alte Eibe von Balderschwang – ist nicht nur ein Kraftort, sondern vielleicht der älteste Baum Deutschlands...

Alter macht einsam. Diese Weisheit gilt offenbar auch für die Pflanzenwelt. Denn eigentlich, so schreibt der Förster Peter Wohlleben in seinem Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“, sind die hoch aufragenden Vertreter der Flora sehr soziale Wesen. Egal, welche Art man betrachtet, sie wachsen bevorzugt zusammen auf, sie sind gemeinsam stark, sie kommunizieren über Duftstoffe und helfen einander. Das gilt für alle Bäume, von A bis Z, von Ahorn bis Zirbe. Doch dann stehst du hier. Vor dir die Alte Eibe von Balderschwang. Und die steht ganz allein.

Alte Eiben in Balderschwang, ein Kraftort im Allgäu

Die Alte Eibe von Balderschwang: Wer vor ihr steht, sieht in die Zeit

Kurz hinter dem Ortsausgang erhebt sich der rund sieben Meter hohe Baum. Bei der Annäherung hält man die Alte Eibe leicht für zwei. Tatsächlich zeigen sich zwei Stämme. Doch sie entstammen einer Wurzel. Untersuchungen belegen, es handelt sich um ein Individuum, offenbar ist ein Teil des Stamms zwischenzeitlich abgestorben. Und doch ist die Eibe sehr gesund. Experten bewundern die „sehr vitale Benadelung“. Trotz ihres enormen Alters. Angesichts eines Stammesumfangs von mehr als acht Metern, geht man davon aus, dass die Alte Eibe deutlich älter als 1.500 Jahre ist. Wenn du hier stehst, dann siehst du in die Geschichte.

Alte Eiben in Balderschwang, ein Kraftort im Allgäu

Alte Eiben in Balderschwang, ein Kraftort im Allgäu

Im sechsten Jahrhundert endet die Spätantike, es beginnt das Frühmittelalter. Eine Zeit des Wandels: Das weströmische Reich zerfällt. Eine Pest-Epidemie fordert im Mittelmeerraum zahlreiche Opfer. Der Prophet Mohammed wird geboren. China erhebt den Buddhismus zur Staatsreligion. In der Schlussphase der Völkerwanderung fallen die Langobarden in Italien ein. Im nördlichen Alpenvorland wird eine bis dato kaum bekannte Volksgruppe sesshaft und erstmals urkundlich erwähnt – die Bajuwaren. Man kann sich heute kaum ausmalen, wie die Welt um diesen Baum einst ausgesehen hat. Und was seither geschah. Spätestens jetzt wird dir klar, welche Kraft dieser Ort hat.

Die Alte Eibe von Balderschwang: Ein Zäunchen wie ein Bilderrahmen

Im Winter steht die Alte Eibe von Balderschwang grün im Schnee, der sich auf und um sie türmt. Das Sonnenlicht flirrt durch ihr Nadelkleid. Was ein Anblick! Dabei galt die Eibe einst als Baum des Todes. Nadeln und Rinde enthalten das Gift Taxin, es kann für Mensch und Tier lebensgefährlich sein. Auch deshalb – und weil sich ihr festes Holz gut für den Bau von Bögen und Möbeln eignete – wurden viele Eiben gefällt. Nur wenige überdauerten die Zeit so nachhaltig wie diese. Hier, am Berghang, hat man nun ein Zäunchen um eine der ältesten Vertreterinnen ihrer Art errichtet. Wie der Rahmen das Kunstwerk überhöht, so steht die Alte Eibe von Balderschwang in ihrem Karree, allein – und weithin sichtbar. Seit Neuestem besteht die Möglichkeit, in ihrer Nähe zu heiraten. Ein Kraftort ganz besonderer Art.

Ein Kraftort im Allgäu - die Alten Eiben in Balderschwang wachen über das Ta

Die Autoren

Susanne Baade und Dirk Lehmann

Im Expeditionsschiff in die Antarktis und per Helikopter über Australien, Wanderung zu einem Kloster in Nepal und Besuch im Luxushotels in Paris, Trekkings durch Kanada und Achtsamkeitsübungen im Allgäu – zu reisen, zu fotografieren, die Welt zu erzählen: Das ist unser Beruf, unsere Berufung. Lange haben wir als Redakteure namhafter Magazine im Hamburger Verlag Gruner+Jahr gearbeitet, seit einigen Jahren berichten wir nun für das Allgäu aus dem Allgäu. Hier haben wir besondere Menschen kennen gelernt, faszinierende Momente erlebt und eine Natur, die uns immer wieder begeistert. Wir sind dankbar für jedes dieser Abenteuer. Und dafür, dass Sie uns begleiten! Susanne&Dirk

Mehr zu Susanne und Dirk auf ihrer Website.