Das Auge ist mit - feinste Kuchen schön drapiert
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Zwei Schwestern

Mit richtig viel Liebe gebacken

Allgäuer Naschgeschichten: In Episode 4 wird mit richtig viel Liebe, Kreativität und vor allem Teamwork gebacken. Wir nehmen euch mit in die süße Welt der Tartes, Kuchen und Torten - in die kreative Backstube der ZweiSchwestern in Kempten.

Die Manufaktur auf einen Blick

  • Kempten

    Ort

  • Gebackenes aller Art

    Das ist hier geboten

„Bei uns geht’s ziemlich oft ums Essen. Und wenn wir backen, entspannen wir und reden über das, was uns gerade beschäftigt. Andere treffen sich dafür zum Kaffee trinken, wir backen gemeinsam“, sagen Monika Kreisel und Elisabeth Ostheimer und lachen sich zu. Wie zwei Schwestern schauen die beiden auf den ersten Blick nicht aus, eher wie Freundinnen, die eine blond, die andere dunkelhaarig mit Brille. Doch das täuscht. Sie kennen sich in- und auswendig, wissen genau, wie die andere tickt. Und beide haben sie eine große gemeinsame Leidenschaft: „Wir sind einfach backverrückt, schon seit Kindheit an.“ Aus dieser Begeisterung entstand die Idee, 2017 ein Back-Studio zu eröffnen und Kurse zu geben.

Dort sitzen wir jetzt, in ihrer Backstube mitten in Kempten, die ein bisschen Großstadt-Flair versprüht. Sieben arkadenförmige Schaufenster, außen in Altrosa und Weiß gehalten, gehen direkt auf einen belebten Gehsteig und die Straße hinaus. Und lassen neugierige Blicke zu. Im Sommer flutet die Sonne den länglichen Raum, im Winter lodert der offene Kamin. Auf der einen Seite steht der große Küchenblock mit vielen Ablageflächen rund herum, auf der anderen Seite der Holztisch für die Kaffee-Tafel zum Abschluss. Schlicht eingerichtet, aber mit viel Atmosphäre, die auch durch das gemeinsame Backerlebnis entsteht. „Oft bleiben Passanten am Fenster stehen, angezogen vom Duft der Gebäcke, und schauen uns interessiert zu“, erzählt Elisabeth.

Ursprünglich stammen sie aus einer Großfamilie mit Bauernhof nahe Niedersonthofen im Oberallgäu. „Wir sind jüngsten zwei von insgesamt fünf Kindern. Das ,Kaffeene` am Nachmittag war bei uns in der Familie wie eine feste Mahlzeit, ehe es für die Eltern dann in den Stall ging. Da gab es auch oft ofenfrischen Kuchen, unsere Oma zum Beispiel – mittlerweile 95 Jahre alt – ist die absolute Spezialistin für Klassiker wie Hefe- oder Strudelteig“, sagt Elisabeth, mit 32 Jahren die Jüngste der Familie. Und Moni, vier Jahre älter, ergänzt: „Backen hat uns schon immer Spaß gemacht, und wir durften schon als kleine Kinder mithelfen. Deshalb trauen wir uns auch jetzt, Neues auszuprobieren. Das Wichtigste dabei ist, dass man mit Liebe backt und sich Mühe gibt, dann schmeckt alles lecker.“ 

Alle ihre Rezepte – in ihrem Internet-Blog, in Kursen oder in ihren beiden Backbüchern – entwickeln sie selbst. Manchmal fällt ihnen im Sommerurlaub ein Plätzchen-Rezept ein. Oder sie streifen über den Wochenmarkt und stolpern über eine besondere Obstsorte, die sie verbacken möchten. Ob Urlaub oder Geschäftsreise, ob Europa oder Übersee: Wenn sie unterwegs sind, besuchen sie natürlich Cafés und Patisserien, um sich neue Inspiration zu holen. Mittlerweile sind beide verheiratet, sie wohnen in Ofterschwang und Oy-Mittelberg. So tauschen sie ihre neuesten Kreationen oft auch übers Handy aus. Das ist gut so: Moni ist nämlich eher die Nachteule und backt gerne abends, Elisabeth lieber morgens noch vor der Arbeit. Konkurrenz gibt es nicht, dafür gegenseitige Tipps, ihre Rezepte kreieren sie meist gemeinsam.

Und das mit hochwertigen, regionalen Zutaten und möglichst einfachen Gerätschaften. „Natürlich haben wir Thermomix und Küchenmaschine daheim. Das hat aber nicht jeder. Deshalb arbeiten wir in unseren Kursen ganz herkömmlich mit Handrührgerät und Stabmixer. Es ist uns wichtig, dass unsere Rezepte auch mit einfachen Mitteln herstellbar sind. Die Teilnehmer sollen vor allem auch ein Gefühl dafür bekommen, wann ein Teig perfekt von seiner Konsistenz her ist.“ Ihre Lieblingsutensilien sind klassisch: Teigkarte, Handrührgerät und Spritzbeutel. Damit kommt man schon ziemlich weit.

Familienbetrieb - die zwei Schwestern
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Zwei Schwestern

„Wir wollen andere Menschen fürs Backen begeistern und mit unseren Rezepten, Kursen und Backinspirations-Boxen unsere Back-Leidenschaft weitergeben. Man kann und darf uns alles fragen, auch die einfachsten Fragen sind selbstverständlich in Ordnung. Manche haben eben weniger, manche mehr Backerfahrung“, meinen die beiden. Fertige Backwaren oder gar Torten auf Bestellung – das gibt’s bei den ZweiSchwestern nicht. „Bei uns zählt das eigene Schaffen, ob in einem Backkurs oder mit unseren Backinspirations-Boxen, die wir seit letztem Jahr neu im Programm haben“, sagt Moni. Alle zwei Monate erscheint eine solche Box unter einem bestimmten Motto, gefüllt mit besonderen Zutaten oder Utensilien, die man nicht so leicht bekommt, sowie Rezeptkarten und Einkaufsliste. Die Back-Schwestern freuen sich, dass die Boxen super ankommen. Die Auflage ist limitiert, so sind sie manchmal recht schnell ausverkauft. Auch die Kurse sind sehr beliebt. Oft melden sich Mutter und Tochter, Schwestern oder Freundinnen zum gemeinsamen Backen an. Oder sie werden als Event von Firmen oder zum Junggesellinnen-Abschied gebucht. Moni und Elisabeth schätzen daran, dass sie ein direktes Feedback bekommen: „Wir sehen am Ende, wie happy alle mit ihren selbst gebackenen Werken heimgehen. Das freut uns riesig.“

Während die ZweiSchwestern erzählen, wird nebenbei natürlich auch Gebäck kreiert. So füllt Elisabeth Tartes aus Mürbeteig mit Zitronencreme. Darauf kommt eine frisch aufgeschlagene, cremige Baiser-Masse, die ganz kurz flambiert wird. Moni gibt noch ein paar kandierte Zitronenstreifen dazu, fertig.

Tartes werden mit Zitronencreme gefüllt
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Zwei Schwestern

kleine Kuchen auf einem Brett
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Zwei Schwestern

Am Vorabend hat Elisabeth noch eine Apfeltorte mit Walnüssen und Vanille gebacken, das Rezept hat sich die 32-Jährige mal eben ausgedacht. Nun wird die Torte noch verziert: Für die Schoko-Blätter hat sie Rosenblätter aus ihrem Garten mit Kuvertüre überzogen und später das Grün wieder abgelöst. „Wir lieben süßes Gebäck, denn damit kann man so viel variieren, alleine schon durch verschiedene Obstsorten.“, meint Elisabeth. „Und mehr dekorieren und verzieren“, ergänzt Moni.

Ein Kuchen wird verziert
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Zwei Schwestern

Wir lieben süßes Gebäck, denn damit kann man so viel variieren, alleine schon durch verschiedene Obstsorten

Monika Kreisel
die Schokoladenblätter werden selbst hergestellt
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Zwei Schwestern

Für die beiden ist Backen keine Arbeit, sondern Entspannung und Ausgleich. Ein sehr exzessives Hobby, denn beide arbeiten Vollzeit im Projektmanagement und im Vertrieb bei großen Allgäuer Firmen. Und so soll es auch bleiben. „Wir wollen nicht im Akkord backen und Kurse geben. Denn dann geht vielleicht die Liebe für viele Kleinigkeiten verloren“, meint Moni, die darauf besonders viel Wert legt. Fast schon perfektionistisch drapiert sie ihre Backwerke fürs Foto. Auch die Rezeptkarten und -hefte, die jeder Teilnehmer erhält, sind selbst gestaltet, mit einem Einband zusammengenäht und mit Namen versehen.

Apfeltorte mit selbstgemachten Apfelblättern aus Schokolade
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Zwei Schwestern

Gerade freuen sich die beiden, dass die heutigen neuen Rezepte gut funktioniert haben. Aber nun müssen Tartes und Torte noch auf den Prüfstand. Jeder probiert ein Stückchen: Schmeckt sehr fein, befinden wir alle drei. Rezepte gelungen! „Also, einen Süß-Overflow bekommen wir eigentlich fast nie, oder?“, meint Elisabeth und zwinkert ihrer Schwester zu.

Portrait Silke Lorenz
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Silke Lorenz

Die Autorin

Silke Lorenz

Von Franken über Niederbayern und Baden ins Allgäu, von Tageszeitungen und Verlagsarbeit über Frauenmagazine zur freien Journalistin: Seit über zehn Jahren bin ich jetzt im Oberallgäu daheim und entdecke immer aufs Neue tolle Menschen, alte Handwerkskünste, faszinierende Orte – und immer wieder sprachliche Schätze im Allgäuer Dialekt, die mein Germanisten-Herz erfreuen :-). Ich hoffe, Sie haben genauso viel Spaß beim Lesen meiner Geschichten wie ich beim Recherchieren derselbigen. Frohes Schmökern!