Ich wanderte durch die mittelalterlichen Gassen dieser stets wohlhabenden Stadt. Wie viele Herrschaften in prunkvollen Gewändern sind hier wohl schon gewandelt? Klingende Namen hatten sie allemal. Mir war, als würden sie mir alsbald begegnen, die „Herzöge von Teck“, der „Ritter Georg von Frundsberg“ oder der „Duke of Marlborough“, um mir ihre Stadt zu zeigen.
In dieser Stadt musste es sicher gewesen sein. Jeder dieser Türme konnte mir diese Vermutung bestätigen. Sie erzählten mir Geschichten aus ihrem bewegten Leben. Von Belagerungen und Feuerwachen, von armen Sündern und Einlasszöllen.
Ich schaute sie mir genauer an, diese Monumente aus Stein mit ihren Erkertürmen oder der zylindrischen Form. Mächtig und unzerstörbar sahen sie aus, ein Zeichen von Wehrhaftigkeit und Stärke in einer Welt, die sich über die Jahrhunderte verändert hatte. Der Wind fegte durch ihre Tore und trug die Geschichten der Vergangenheit mit sich.
Ich stellte mir die Reisenden vor, die sich abends noch den Eintritt in diese Stadt erkauften. Glücklich über eine sichere Nacht, umgeben von schützenden Mauern und Türmen, um alsbald die Verwandtschaft in die Arme zu schließen, am nächsten Tag innerhalb dieser Gassen Handel zu betreiben oder gestärkt weiterzuziehen.
Ohne Frage, diese Stadt war ein stolze, wehrhafte. Sie ist es noch. Denn nach den Türmen erzählen die Mindelburg und die zahlreichen Museen die Geschichten aus dem Leben der Stadt und ihres Umlandes. Ich wanderte weiter durch die Gassen entlang der Stadtmauer und die Straßen mit ihren farbigen Fassaden, als ich merkte, wie die Geschichte, die ich aufsog, lebendig wurde. Auf einmal schienen einige Passanten vor meinem inneren Auge edle Roben, andere grobes Leinen zu tragen. In der Ferne vernahm ich das Spiel mittelalterlicher Flöten. Ich lächelte und ließ mich weiter verzaubern von einer Stadt, die gleichzeitig im Jetzt und in der Vergangenheit lebt.