Iglu Lodge Restaurant
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Erik Siemen

Eine Nacht im Schnee

Die Sonne scheint und der Schnee glitzert – so ist das Bild, dass man im Kopf hat, wenn man an Skiurlaub in den Alpen denkt. Aber wie fühlt sich der Schnee an, wenn die Sonne untergegangen ist? Wie ist es, mitten im Schnee auf 1900 m die Nacht zu verbringen?

Von Erik Siemen

    Mir war schon kalt als ich nur daran gedacht habe, aber ich war auch neugierig, denn meine Freundin und ich hatten eine Übernachtung in der Iglu Lodge im Skigebiet Nebelhorn geschenkt bekommen.

    Also los ins Skigebiet am 2224m hohen Nebelhorn, im Gepäck die dicksten Skiklamotten, die der Kleiderschrank hergab. 2 Paar Socken, dicke Snowboardboots, gleich 2 lange Unterhosen, Wollmütze und dicke Handschuhe – wir waren auf das Schlimmste vorbereitet. Der Schneebericht hatte uns gewarnt. Ungewöhnlich war nur, dass wir am späten Nachmittag erst an der Talstation der Nebelhornbahn eintrafen. Sonst geht es mit dieser Ausrüstung ja immer früh morgens los…

    Rein in die (fast) letzte Gondel nach oben und dann zum Treffpunkt im warmen Restaurant. Ein paar andere dick eingepackte Gestalten hatten wir schon bemerkt und bald kamen auch unsere beiden Guides für diese Nacht dazu. Nach einer kurzen Begrüßung gings dann los zur Iglu Lodge. Eigentlich ist sie von der Gondelbahnstation Koblat gar nicht weit entfernt, aber durch die Lage in einer kleinen Senke ist sie recht versteckt. Man muss schon wissen wo sie liegt.
    Der Skibetrieb ging schon zu Ende und es wurde langsam leer auf dem Berg. Das Wetter war an diesem Tag auch nicht so besonders. Die Sicht war schlecht und nachmittags hatte es etwa minus 8 Grad. Der Schneebericht kündigte etwa 20 cm Neuschnee an. Immer mehr stellte sich ein Gefühl der Einsamkeit ein. Die Lichter im Tal waren weit weg und um uns nur dunkle Bergschatten und Kälte.

    Am Nebelhorn
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    Erik Siemen

    Am Nebelhorn

    Die Iglu Lodge auf dem Nebelhorn in den Allgäuer Alpen: Von außen kann man von unserem Hotel für heute Nacht nur Hügel im Schnee sehen. Nicht gerade spektakulär.

    Iglu Lodge im Schnee
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    Erik Siemen

    Iglu Lodge in den Alpen im Allgäu
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    Erik Siemen

    Aber unsere beiden Guides zeigten uns nun das Innenleben der Iglus. In den Schlafiglus, die mit kleinen runden Holztüren verschlossen werden, ist immer Platz für maximal 4 Personen. Auf einem Podest aus Schnee liegt eine gut isolierende Matratze, die mit einer dicken Lage Rentierfelle bedeckt ist. Darauf liegen dann die dicken Expeditionsschlafsäcke. Für die gibt es frische Innenschlafsäcke und Kissen und auf Wunsch auch eine warme Wärmflasche. Eine kleine Kerze und bunte LEDs schaffen genug Licht und zusammen mit den Schneeskulpturen in den Wänden auch eine richtig romatische Stimmung.

    Als nächstes gings in das Restaurantiglu. Das hat schon eine andere Größe! Der schmale Schneetunnel zur winzigen Holztür verrät zwar noch nichts, aber wenn man drinnen ist, steht man in einer richtig großen Schneehöhle mit Loungetischen und einer Bar. Gänge verbinden dann auch noch das eigentliche Restaurant und das Eventiglu. Überall werden Schneeskulpturen von farbigen Lichtern erleuchtet. Jedes Jahr gibt es ein anderes Motto, nach dem ein Team von Künstlern die Iglus gestaltet. Und nachdem Schnee auch schmelzen kann, gibts mehrmals jeden Winter eine Renovierung!

    Eisskulptur in der Iglu Lodge am Nebelhorn
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    Erik Siemen

    Probeliegen in der Iglu Lodge
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    Erik Siemen

    Probeliegen in der Iglu Lodge

    Hier gabs dann den zweiten Teil der Begrüßung und die wichtigen Tipps für die Nacht auf dem Berg. Wie funktioniert das mit dem Toiletteniglu? Können wir im Iglu eingeschneit werden? Friert unsere nasse Ski-Kleidung ein, wärend wir im Schlafsack liegen? Wie sollen wir das nur Überleben? Aber die beiden Guides schafften es routiniert, unsere Ängste zu beruhigen und wir freuten uns schon richtig auf die Nacht. Die ein oder andere Tasse heißen Glühweins mag dabei auch geholfen haben…
    Da es schon bald ganz dunkel war, war es schon Zeit fürs Abendessen. Im Restaurant gabs für alle leckeres Käsefondue. Eigentlich ja ein Schweizer Rezept, aber mit dem einheimischen Allgäuer Bergkäse gleich noch mal so gut!


    Kugelrund und satt zogen wir uns noch mal eine extra Lage Kleidung an und machten einen kleinen Spaziergang in der Nacht. Wir hatten erfahren, dass auf der Terrasse des Bergrestaurants in dieser Nacht Freiluftkino gezeigt wurde. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen! Dick eingepackt in Decken haben wir es auch tatsächlich geschafft 2 Stunden Film im nächtlichen Schneetreiben richtig zu genießen. Das war mit Sicherheit der spektakulärste Kinobesuch in meinem Leben!

    Durchgefrohren und müde gings dann langsam in die Iglus. Unsere Guides hatten uns aber geraten vor dem Schlafengehen noch in den heißen Freiluft-Whirlpool zu springen. Ich ließ mich überreden und so schlossen wir uns den anderen Gästen an, von denen viele um diese Zeit nur in Badehosen und Bikinis durch die Nacht und durch den Schnee unterwegs waren. Wir sprangen schnell ins heiße Wasser und tatsächlich war es wunderschön und die angenehme Wärme hielt auch noch an, nachdem wir schon lange im Schlafsack lagen.

    Geschlafen habe ich dann ausgezeichnet. Kalt war mir im Schlafsack überhaupt nicht und am nächsten Morgen wurden wir von den Guides sogar mit einem heißen Tee direkt am Bett geweckt. Tatsächlich hatte es die ganze Nacht weitergeschneit und alles war mit einer Extraschicht weißem Pulverschnee bedeckt. Als wir von den Iglus zum Frühstücken in das Restaurant der Bergbahn liefen, hinterließen wir mit unseren Fußspuren den Beweis: Wir waren die ganze Nacht hier draußen! Mitten in den Alpen!

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