Ina Schicker bietet Kräuterwanderungen am Alatsee an

Do it yourself-Picknick am Alatsee

Wenn im Frühjahr die Triebe an den Bäumen noch frisch sind und die Kräuter auf den Wiesen zart, dann zieht es Ina Schicker in den Wald. Sie hat ein Körbchen dabei und sammelt, was die Natur des Allgäus ihr schenkt. Wir haben sie begleitet zu einem langsamen Streifzug rund um den Alatsee – der gekrönt wurde mit einem Picknick, ergänzt um die Gaben des Tages. Was ein Geschmackserlebnis!

    Auf der Kräuterwanderung pflückt Ina Schicker frische Tannenspitzen

    „Oh, wie schön: Waldmeister!“ Die Naturpädagogin Ina Schicker beugt sich vor und pflückt ein paar Stiele, an denen die länglichen Blättchen kranzförmig um zarte weiße Blüten stehen, und legt sie in ihr Körbchen. Erst wenn er welkt, entwickelt der Waldmeister seine typischen Duft- und Aromastoffe. Hier am Alatsee im Faulenbacher Tal, ist gerade die perfekte Zeit, um das blühende Kraut zu sammeln. Es wird zum Aromatisieren von Gebäck, Limonaden oder Maibowle verwendet und auch in der Heilkunde eingesetzt. Waldmeister wirkt vor allem entspannend auf die Nerven. Und es passt perfekt zu diesem lieblichen Tag.

    Hummeln grummeln murmelnd durch die Luft

    Ina Schicker hat uns eingeladen, sie zu begleiten. Sie will mit uns durch den Wald schlendern, ihr Körbchen mit Kräutern füllen und uns dann ein kleines Picknick bereiten. Für Außenstehende muss das ganz amüsant aussehen, wie wir mal mit vorsichtigen Schritten durch eine üppige Blumenwiese staksen, mal uns an einem Baum recken und frische Fichtenspitzen sammeln. Die Sonne scheint, Hummeln grummeln murmelnd durch die Luft. Schon bald ist einiges zusammen gekommen. Löwenzahn, Spitzwegerich, Giersch, Brennnessel, Gundermann. Und manch unterhaltsame Erkenntnis, wenn Ina uns etwa nahe bringt wie Menschen in alten Zeiten ganz ohne Nachschlagewerke sich Wissen über Pflanzen erschlossen: genau hinsehen, schmecken, schnuppern, spüren.

    Der Alatsee wird gesäumt von dichten Wäldern. Perfekt für einen Bade-Stopp im Sommer.

    Eigentlich ist Ina Schicker von Beruf Wissenschaftsjournalistin. Die promovierte Biologin schreibt für Publikumsmedien und Fachzeitschriften über Gesundheitsthemen. Dabei räumt sie insbesondere der Pflanzenheilkunde und der Homöopathie einen hohen Stellenwert ein. Sie sagt von sich, dass sie Brücken schlagen wolle zwischen moderner Wissenschaft und traditionellem Wissen. Denn, so fürchtet sie, viel vom alten Wissen drohe verloren zu gehen. Ihr Wunsch ist es, dass Menschen ihr Urvertrauen in die Natur und deren Kräfte zurückerobern. Dabei beeindruckt die Expertin mit ihrer praktischen Erfahrung, lässt uns etwa Gänseblümchen mümmeln, während sie erklärt, dass deren Inhaltsstoffe, unter anderem vor allem Saponine, bei Husten und andere bei Blutergüssen wirksam sind. Oder dass sich die frischen Blätter der Buche wunderbar für Salat eignen.

    Es schmeckt nach Wald und Natur, nach Süße und Sonne

    Inzwischen hat Ina ein paar Decken ausgelegt und aus ihrem Körbchen ein Schneidbrett und ein Wiegemesser geholt. Nachdem sie die Kräuter abgewaschen und trocken geschüttelt hat, werden diese gehackt. Einige Blüten lässt sie ganz. Dann wird der Kräuterschnitt in Quark verrührt, mit Salz, Pfeffer und Olivenöl abgeschmeckt und auf eine frische Seele gestrichen. Es schmeckt famos. Nach Wald und Natur, nach Frühsommer und Würze, nach Süße und Sonne. Ein einfaches, doch unfassbar leckeres Picknick. Und während wir so zufrieden vor uns hinkauen, den Blick über den See schweifen lassen, kommt Wind auf und schüttelt an den Fichten. Gelblich-grüne Schwaden wehen durch die Luft. „Ein seltenes Schauspiel“, sagt Ina, „denn eigentlich haben die Fichten nur etwa alle sieben Jahre ein so genanntes Mastjahr – mit übermäßiger Pollenproduktion.“ Wie eine Staubschicht legen sich die Pollen über den See.

     

    Feine Auslese, gut gehackt. Die Kräuter werden für den Quark zerkleinert. Picknick am Alatsee

    Feine Auslese, gut gehackt. Die Kräuter werden für den Quark zerkleinert. Picknick am Alatsee

    Die Kräuter werden fein gehackt.

    In den Quark gehören außer frisch gesammelten Kräutern auch Olivenöl, Pfeffer und Salz. Picknick am Alatsee

    Das Rezept

    Die meisten Pflanzen in Deutschland sind essbar, und sehr viele von ihnen schmecken auch gut – vor allem so lang sie im Frühjahr jung und zart sind. Es gibt nur wenige giftige Pflanzen, die man auf jeden Fall kennen sollte. Dabei kann ein Bestimmungsbuch oder eine App wie Flora Incognita, helfen. Gut informiert kann man sammeln, was das Frühjahr hergibt. Faustregel: eine gute Handvoll Kräuter auf 250 Gramm frischen Magerquark, hacken, mit Salz, Pfeffer und Olivenöl abschmecken.

    Blätter am Baum im Sommerlicht

    Der selbst angerührte Kräuterquark schmeckt auf einer frischen Seele besonders gut.

    Seele, Quark, Gänseblümchen. Picknick am Alatsee, Kräuterwanderung mit Ina Schicker

    Service

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    Die Autoren

    Susanne Baade und Dirk Lehmann

    Im Expeditionsschiff in die Antarktis und per Helikopter über Australien, Wanderung zu einem Kloster in Nepal und Besuch im Luxushotels in Paris, Trekkings durch Kanada und Achtsamkeitsübungen im Allgäu – zu reisen, zu fotografieren, die Welt zu erzählen: Das ist unser Beruf, unsere Berufung. Lange haben wir als Redakteure namhafter Magazine im Hamburger Verlag Gruner+Jahr gearbeitet, seit einigen Jahren berichten wir nun für das Allgäu aus dem Allgäu. Hier haben wir besondere Menschen kennen gelernt, faszinierende Momente erlebt und eine Natur, die uns immer wieder begeistert. Wir sind dankbar für jedes dieser Abenteuer. Und dafür, dass Sie uns begleiten! Susanne&Dirk

    Mehr zu Susanne und Dirk auf ihrer Website.