Bis 4.2.2024 zeigt die MEWO Kunsthalle aktuelle und historische Kunstwerke, die die Begeisterung für das „Fremde“ reflektieren.
122 Termine
MEWO Kunsthalle/Carsten Eisfeld
‚FERNWEH’ nimmt sich das Chinesische Zimmer, einen Raum im Hermansbau, in dem das Stadtmuseum Memmingen untergebracht ist, zum Anlass, um über die Traditionen des „Exotischen“ und die Begeisterung für das „Fremde“, zu reflektieren. Der historischen Raumgestaltung stellt die Ausstellung Werke zeitgenössischer Künstler*innen gegenüber, die das Thema aus unterschiedlichen geopolitischen und postkolonialen Perspektiven bearbeiten.
Mit aktuellen, künstlerischen Beiträgen von Sonia Boyce OBE RA (*1962, GBR), Jérôme Chazeix (*1976, FRA), Ming Lu (*1993, CHN), Carlos Monroy (*1984, COL) & Patrick Schmid (*1994, DEU) sowie historischen Arbeiten von Friedensreich Hundertwasser (1928-2000, AUT) und Max Unold (1885-1964, DEU).
Der Hermansbau wurde in den 1760er Jahren durch den Memminger Kaufmann Benedict von Herman erbaut. Mit dem Repräsentationsbau gegenüber der Memminger Stadtkirche suchte der Bauherr seine Weltläufigkeit unter Beweis zu stellen und seine Geschäftspartner zu beeindrucken. Benedict von Herman galt zu der Zeit als der reichste Schwabe und er besaß das größte deutsche Handelsunternehmen in Venedig, wo er zumeist auch lebte. Die Gestaltung und Ausstattung des Hermansbaus orientierte sich deshalb auch spürbar an venezianischen Palazzi.
Der Mode der Zeit entsprechend wurde einer der Räume in der repräsentativen ersten Etage, in der Besucher empfangen und unterhalten wurden, als Chinesisches Zimmer gestaltet. Die handgemalten Tapeten zeigen Szenen und Ornamente, die als chinesisch gelesen wurden, obwohl sie doch zumeist der Phantasie der ausführenden Künstler*innen entsprangen. Hier sieht man seltsame Tierwesen und Pflanzen, merkwürdige Musikinstrumente und windbetriebene Fortbewegungsmittel. Diese Darstellungen vermitteln kein tatsächliches Bild von China, doch geben sie eine fiktive Atmosphäre wieder, wie sie mit dem fernen Land verbunden wurde. Über die bestehenden Handelswege erreichten einzelne Informationen und Güter Europa und stießen dort auf größtes Interesse.
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