Rund um Aluminium, Stahl und Pulverpistolen
Ein neues Handwerk auf der Liste
Ein neues Handwerk auf der Liste
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Jobnummer
Verfahrensmechaniker:in für Beschichtungstechnik
Job
Schmid GmbH
Arbeitgeber
Für wen ist dieser Job geeignet:
Für jeden, der aus der Suche nach einem gesicherten Arbeitsplatz ist, Wert auf Weiterbildungsmöglichkeiten legt und gleichzeitig Abwechslung und ein vielfältiges Arbeitsumfeld sucht.
Was muss man mitbringen:
Sorgfalt, Fingerfertigkeit und die Fähigkeit, eigenständig und präzise zu arbeiten.
Vor was darf man keine Angst haben:
vor der hohen Kunst der Präzision (nicht einschüchtern lassen, das lernt man hier!)
Absolutes Highlight des Jobs:
Dass hier auch Autofelgen von Tuning-Firmen beschichtet werden.
Tagesaufgaben in Stichworten:
Werkstücke aufhängen, Pulver auftragen, abhängen und versandbereit verpacken. Und währenddessen Qualitätskontrolle, Bedienung, Überwachung und Pflege, Wartung und Reparatur der Anlagen.
Handwerk ist meins. Das habe ich beim Job in der Bäckerei gemerkt und wurde beim Job in der Brauerei bestätigt. Umso größer ist die Freude, als ich herausfinde, dass sich hinter meinem nächsten Job als Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik ein weiteres Handwerk verbirgt. Dafür geht es für mich nach Weiler-Simmerberg zu Schmid, einem der renommiertesten Unternehmen in den Bereichen Innenausbau, Deckenlösungen, sowie Metall-, Brand- und Schallschutzdecken.
Schmid übernimmt u.a. elektrostatische Pulverbeschichtungen von Aluminium- und Stahlprodukten für die Innen- und Außenanwendung. Ganz grob übersetzt heißt das, Schmid beschichtet Metallprodukte für drinnen und draußen und der Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik ist derjenige, der diese Beschichtung auf die Metallprodukte anbringt. Aber nicht nur das, er bedient, überwacht und pflegt die Maschinen und Anlagen, bereitet Werkstücke für die Beschichtung vor und führt Qualitätskontrollen, Wartungen und Reparaturen durch. Was das genau heißt, erfahre ich am Besten, in dem ich mitarbeite. Und zwar überall. Los geht’s.
Jedes Werkstück, das am Ende beschichtet zum Kunden verschickt werden kann, durchläuft eine komplette Beschichtungsanlage die aus Aufhängungsstation, Oberflächenvorbehandlung, Pulverkabine, Brennofen, und Abhängungsstation besteht. Und um das besser zu verstehen, durchlaufe ich mit dem Werkstück die Anlage.
Bevor wir das Werkstück behandeln können, muss es in Gruppen seines Gleichen platzsparend aufgehängt werden. Und zwar so, dass das Pulver bestmöglich auf allen Stellen, Ecken und Kanten aufgetragen werden kann. Wenn das geschehen ist, machen sich die Stücke auf den Weg in die Vorbehandlung: Eine Art Waschstraße, in der die Werkstücke gereinigt und mit einer Korrosionsschutzschicht versehen werden.
In der Vorbehandlung durchläuft das Werkstück eine 4-Kammer-Takt-Anlage. Für Werkstücke aus Stahl geht es in die Eisenphosphatierung, die Fette und Schmutz löst und dafür sorgt, dass die Beschichtung später gut haftet. Für Werkstücke aus Aluminimum passiert ähnliches durch Beize, die das Metall von Schmutz befreit und die Oberfläche gegen Oxidation schützt. Nach der chemischen Vorbehandlung werden die Werkstücke gespült, mit einem Korrosionsschutz versehen und anschließend getrocknet.
Dann geht es endlich an die Beschichtung. Die erfolgt für Serienteile in einer Automatikkabine und für komplexe Teile und Kleinserien über eine Handbeschichtungskabine. Da ich mitmachen will, geht es für mich zuallererst in einen Ganzkörperanzug und dann zur Theorie-Stunde bei Hannes, der für die Pulverbeschichtung zuständig ist. Beschichtet wird mit elektrostatischer Pulverbeschichtung, das bedeutet: das Werkstück, das wir beschichten wollen ist positiv aufgeladen und die Lackpulverpartikel, die dann aus der Pistole kommen, werden währenddessen negativ aufgeladen. Wie im Physik-Unterricht damals gelernt, werden die Lackpulverpartikel dann von der positiv-aufgeladenen Werkstück-Oberfläche angezogen – das Pulver bleibt also wie von Zauberhand auf dem Metall hängen. Ohne Kleber. Ohne Hitze. Gut, jetzt haben wir Pulver auf dem Werkstück. Wir wollten aber Lack. Wie geht das?
Unter Hitze verschmelzen die Lackpulver-Partikel zu einer homogenen Lackschicht. Für unser Werkstück geht es also in den Ofen (wenige Minuten bei 200 Grad). Dort wird neben der Pulverschicht auch das Metall erwärmt und zwar so weit, dass der Pulverlack schmilzt und einen flüssigen Film bildet. Im Anschluss härtet dann der Film zu einer harten, sehr widerstandsfähigen Oberflächenschicht (die übrigens hitze- und chemiebeständig ist).
Zu guter Letzt werden die Werkstücke aus dem Ofen befördert, kühlen aus und der Verfahrensmechaniker ist erneut im Einsatz. Und zwar zum Abhängen und zur Kontrolle der Stücke. Wenn hier jedes Stück auf Fehler und Qualität überprüft wurde, wird es verpackt und macht sich auf den Weg zum Kunden.
Übrigens ist Schmid nach Qualicode zertifiziert, das heißt, hier werden strenge Qualitätskontrollen durchgeführt. Ständig und überall, von der Eingangskontrolle der Pulverlacke bis hin zur kontinuierlichen Systemkontrolle der Anlage und der Endkontrolle der beschichteten Produkte. Das Beste: Der Verfahrensmechaniker kann am Ende in jeder einzelnen Station (ja, auch in der Qualitätssicherung) eingesetzt werden, in der Technikerschule den Techniker machen oder sogar als Produktionsplaner, Chemikant oder in der Qualitätssicherung arbeiten. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass mir der Beruf vorher gänzlich unbekannt war und ich jetzt herausfinde, dass man hier zum Vollprofi in allen Bereichen einer Beschichtungsanlage ausgebildet wird.
Über das Unternehmen:
Schmid GmbH
Alte Salzstraße 9
88171 Simmerberg / Allgäu
Zu den Stellenangeboten:
https://schmidgmbh.de/karriere/
Abkühlung der beschichteten Werkstücke
Aufhängung der Werkstücke
Meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse kommen ganz auf ihre Kosten
Neugierige Blicke
Theoriestunde Pulverbeschichtung
Verfahrensmechanikerin