Die Sonderausstellung "Neuanfänge in Bayern" die vom Haus der Bayerischen Geschichte konzipiert wurde, widmet sich den nahezu zwei Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs nach Bayern kamen. Parallel dazu findet die Ausstellung "Fotopioniere aus dem Allgäu" die Bilder aus dem Allgäu vor über 100 Jahren zeigt, statt
39 Termine
Fotopioniere aus dem Allgäu“
Mit der Missener Bäuerin Auguste Städele und den Sonthofener Heimhuber-Brüder gab es vor über hundert Jahren im Allgäu zwei ganz unterschiedliche Fotobegeisterte. Die Zeit um 1900: Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kunst stürmen ungeahnten Neuerungen entgegen. Das Alte lebt noch, gerade in Dorf und Kleinstadt. Aber Strom, Motoren und Mode verbreiten sich rasch bis in die Alpentäler. Im Allgäu halten Fotopioniere das noch Gewohnte, lieber aber schon das Neue fest: In Missen die Bäuerin Auguste Städele, im Marktflecken Sonthofen die Fotografen-Brüder Fritz und Eugen Heimhuber. Auch wenn sie nur gute 15 km Luftlinie trennen, könnten die Unterschiede nicht größer sein: hier die wohl erste fotografierende Bäuerin überhaupt, dort zwei Sprösslinge eines „Königlich Bayerischen Hofphotographen“ mit Atelier und Verlag im Rücken.
Städele hat ihre erste Plattenkamera vom Dorfkaplan geschenkt bekommen. Ihre Motive findet sie in der unmittelbaren Umgebung im Hochtal über dem Alpsee. In die bäuerlich-stolze Idylle und die jahreszeitliche Rhythmik hinein platzt das Neue, verkörpert in Mode, Fahrrad und Grammophon.
Die Heimhuber-Brüder entdecken auf den Spuren ihres Vaters fotografisch die schroffe Bergwelt, revolutionieren den Skisport, spüren dem erwachenden Tourismus nach und häufen in ihrem gemeinsamen Geschäft Zehntausende entwickelter Fotoplatten an.
„Neuanfänge - Heimatvertriebene in Bayern“
Die Sonderausstellung, die vom Haus der Bayerischen Geschichte konzipiert wurde, widmet sich den nahezu zwei Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs nach Bayern kamen. Ihre Aufnahme und Integration wurde zu einer der größten Herausforderungen der jüngeren Geschichte, die trotz anfänglicher Schwierigkeiten aus heutiger Sicht als Erfolgsgeschichte gilt. Schließlich galt es in den Jahren nach Kriegsende, Hunderttausende von deutschstämmigen vor allem aus Polen und der Tschechoslowakei Vertriebenen in das noch stark agrarisch geprägte Bayern einzubinden. Gerade die ländlichen Regionen, in die wegen der Wohnungsnot der zerstörten Städte zuerst der Zustrom erfolgte, leisteten dabei eine Pionierarbeit.
Der inhaltliche Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der erfolgreichen Integration der Heimatvertriebenen und deren Beitrag zum bayerischen Wirtschaftswunder in den 1950er und 1960er Jahren. Sie brachten technisches und industrielles Know-How mit und gründeten zahlreiche Unternehmen, wie beispielsweise die Firmen Phönix in Konstein (Glaswaren), Kunert in Immenstadt (Nylonstrümpfe), Klira in Bubenreuth (Musikinstrumente) oder Ernst Müller in Baring bei Regensburg (Back- und Puddingpulver). Diese Firmengeschichten spiegeln die Kontinuitäten, Brüche und Neuanfänge im Leben der Vertriebenen wider. Auch kommen in der Ausstellung Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort, die von ihren Erlebnissen bei Flucht, Vertreibung und Migration berichten.
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